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Die Goetheschule Essen ... mehr als Unterricht!

Ist der Mensch ein egoistisches Tier?

"Precht kommt!" Der Ansturm auf die Sitzplätze im größten Hörsaal der Universität Essen war so groß, dass wir im Internet Eintrittskarten vorab erwerben mussten. Am 6. Juli war es endlich soweit! Die vier Philosophiekurse der Stufen 10-12 von Frau Kretschmann, sowie einige Altschüler, warteten auf den Einlass. Dabei entging Precht, der sich etwas verspätet hatte, nur durch gutes Zureden von Frau Kretschmann einem lauten Jubelgekreisch der Jungphilosophinnen aus Stufe 10.
Nachdem sich die über 70 Goethe-Philosophen unter das 600 Leute zählende Publikum gesellt hatten, setzte sich der Bestsellerautor auf biologisch-philosophische Weise mit dem Egoismus und der Sozialität des Menschen auseinander. Precht stellte die Fragen, ob der Mensch egoistisch oder altruistisch, gut oder böse sei und welche Motive unser Handeln bestimmen.
Es ist nicht verwunderlich, dass auch vorher schon Philosophen Antworten auf diese Fragestellungen gesucht haben. So geht Hobbes beispielsweise davon aus, dass der Mensch von Natur aus schlecht sei. Im Naturzustand bekämpfen sich Menschen, um Vorteile zu haben. Sie sind also Egoisten. Hier ist der "Mensch des Menschen Wolf". Im Unterschied dazu geht Rousseau von einem Urzustand aus, in dem der Mensch nicht durch Kultur und Zivilisation verfälscht ist. Nach Kant regelt der Verstand das Handeln, wohingegen Hume diese Rolle den Gefühlen zuordnet.

Nach Precht bestimmen vier Faktoren das menschliche Handeln: Menschen wollen einen anderen nicht töten, insbesondere dann nicht, wenn sich Mensch und Mensch gegenüberstehen. Das bekannte Beispiel vom "Mann auf der Brücke" belegt, dass die affektive Tötungshemmung bei uns stärker ist als die Rationalität.
Mensch verspüren Mitgefühl, weil wir uns durch Spiegelneuronen in unser Gegenüber zum Beispiel auch in Tiere, denen Gewalt angetan wird, hineinversetzen können.
Der Mensch entwickelt einen Sinn für Fairness bzw. für Unfairness. In einem Versuch werden Kapuzineraffen für eine erbrachte Leistung entweder mit Gurken oder mit heiß begehrten Trauben belohnt. Als der eine Affe für dieselbe Leistung nur Gurken erhielt, der andere hingegen immer Trauben, wurde er wütend und stellte seine "Arbeit" ein. Als der andere Affe die Weintrauben dann sogar grundlos bekam, warf er sogar mit Gurken um sich. Aus diesem angeborenen Sinn für Unfairness lässt sich bei richtiger Erziehung ein Sinn für Fairness und Gerechtigkeit gewinnen.
Schließlich gibt es eine Art Gruppenzwang, denn alle Menschen wollen geschätzt werden und nicht der "Dumme" sein. Im Gegensatz zu den bisher ausgeführten Faktoren können Menschen es sogar vorziehen, lieber die Bösen als die Dummen zu sein. Ein Polizeibataillon aus Hamburg wurde im Jahr 1939 nach Polen geschickt, um Juden zu ermorden. Zu Beginn des Einsatzes sagte der Leiter, dass es jedem freigestellt sei, hervorzutreten und den Dienst zu verweigern. Von den 500 Männern traten jedoch nur 10 vor. Sie wollten lieber der Gruppe angehören, also keine "Kamaradenschweine" sein.

Am Ende seines Vortrages forderte Precht das Publikum auf, die Mittelschicht als eigentlichem Träger der Moral zu stärken und mehr gesellschaftspolitisches Engagement für Benachteiligte zu entwickeln. Der Vortrag überzeugte durch gute Rhetorik und Witz. Eine klischeehaft einschläfernde philosophische Rede mussten wir nicht ertragen. "Wir haben uns precht-ig amüsiert!"

Cedric Döllefeld (Stufe 10), Philipp Sander (Stufe12)

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